Zur Entdeckung von M64 Hartmut Frommert und J. Bryn Jones Die Entdeckung der Spiralgalaxie M64 wird ueblicherweise Johann Elert Bode zugeschrieben, der diesen "Nebel" am 4. April 1779 von Berlin aus gefunden hat [1]. Charles Messier in Paris fand ihn unabhaengig davon am 1. Maerz 1780 auf und katalogisierte ihn als M64 [2]. Tatsaechlich hat ihn Edward Pigott in Frampton House, Glamorganshire, Wales bereits am 23. Maerz 1779 mit einem achromatischen Teleskop von 3 Fuss Brennweite entdeckt [3], 12 Tage vor Bode. Er beschreibt diesen "Nebel in Coma Berenices" als "extrem lichtschwach", schaetzte den Durchmesser auf zwei Bogenminuten, und ermittelte seine Position. Praezediert auf Epoche J2000 entspricht Pigott's Position fuer M64 den Koordinaten RA 12:56:46, Dec +21:41.4, und liegt damit sehr nahe am modernen Wert von RA 12:56:44, Dec +21:40.9. Pigott schaetzt seine Position auf 2 Bogenminuten genau ein. Edward Pigott uebermittelte seine Entdeckung mit Brief vom 3. September 1779 an den Royal Astronomer, Nevil Maskelyne, der sich mit der Publikation bis 1781 Zeit liess. Obwohl in den Philosophical Transactions of the Royal Society of London erschienen, wurde Pigotts Entdeckung in den Standardwerken zur Entdeckung des Himmels praktisch ignoriert, moeglicherweise wegen des spaeten Zeitpunkts der Veroeffentlichung. Zwar erwaehnen einige lexikalische Werke wie The Dictionary of Scientific Biography [4] und das britische Dictionary of National Biography [5] Pigott's Entdeckung "eines Nebels", aber dessen Identitaet wurde anscheinen niemals verifiziert. Erst im April 2002 hat J. Bryn Jones aus Wales, veranlasst durch eine Email Anfrage, anhand einer Analyse von Pigotts Originalarbeit den Nebel als M64 identifiziert [6, 7, 8]. H. Frommert hat diese Entdeckung nur knapp verpasst: Er hatte sich bereits vor einiger Zeit, beim Recherchieren von Pigott's Literatur in anderem Zusammenhang, ueber den Titel gewundert, fand aber erst im Juli 2002 Zeit dem nach zugehen, und stiess dann auf Bryn Jones' fruehere Arbeit, unmittelbar nachdem er M64 unabhaengig identifiziert hatte. Referenzen: 1. Johann Elert Bode, 1779. Astronomisches Jahrbuch fuer 1782, S. 156. 2. Charles Messier, 1780. Connoissances des temps pour l'annee 1783, p. 248. 3. Edward Pigott, 1781. Account of a Nebula in Coma Berenices. Aus einem Brief an Nevil Maskelyne, vom 3. September 1779. Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Vol. LXXI (1781), p. 82-83. 4. C. Gillispie (ed.). The Dictionary of Scientific Biography. Charles Scribner's Sons, New York. Article on Edward Pigott and his father, Nathaniel Pigott by Zdenek Kopal. 5. Sir Sidney Lee (ed.). Dictionary of National Biography. Vol. XLV, p. 284. Smith, Elder and Co., London 1896. Article on Edward Pigott by Agnes M. Clerk. 6. J.B. Jones and H. Frommert, 2002. The Observatory, to be submitted. 7. http://brynjones.members.beeb.net/wastronhist/p_pigotts.html 8. http://messier.seds.org/more/m064_pigott.html Kontakt: Dr. J. Bryn Jones, Nottingham Astronomy Group. School of Physics and Astronomy, University of Nottingham, University Park, Nottingham, NG7 2RD, United Kingdom. Dr. Hartmut Frommert, SEDS, University of Arizona Chapter. D-80997 Muenchen